Störungen und Verzögerungen der Sprachentwicklung

Sprachentwicklungsstörungen und -verzögerungen sind zunehmend verbreitet und behindern die Entwicklung der betroffenen Kinder schwerwiegend. Bei einer normalen Sprachentwicklung beginnt das Kleinkind im 13. bis 15. Lebensmonat einzelne kurze Wörter nachzusprechen. Im 15. bis 18. Lebensmonat begreifen die Kinder zunehmend den Symbolwertes der Wörter und erreichen das Ein-Wort-Satz-Stadium. Bis zum 24. Lebensmonat wird das Zwei-Wort-Stadium erreicht. Am Ende des dritten Lebensjahres werden regelhaft gebildete Mehrwortsätze gesprochen und mit Ende des vierten Lebensjahres ist der Spracherwerb abgeschlossen.

Wenn ein Kind mit 18 Monaten noch keine Ein-Wort-Sätze bilden kann oder am Ende des dritten Lebensjahres nicht von fremden Personen verstanden wird, besteht eine abklärungsbedürftige und behandlungspflichtige Sprachentwicklungsstörung. Eine sehr häufige Ursache sind Hörstörungen aufgrund eines chronischen Mittelohrergusses (Paukenerguss). Weitere Ursachen sind eine unzureichende Sprachanregung, reichliches Fernsehschauen, familiäre Sprachschwächen, Intelligenzdefekte oder selten zentral bedingte Sprachentwicklungsstörungen.

Bei Verdacht auf eine Störung bzw. Verzögerung der Sprachentwicklung wird zunächst eine sorgfältige hals-nasen-ohren-ärztliche Untersuchung einschließlich einer genauen Hördiagnostik durchgeführt. Sollte dabei eine Hörstörung durch einen chronischen Mittelohrerguss festgestellt werden, so ist in der Regel ein kleinerer Eingriff angezeigt, der ambulant im St.-Josefs-Hospital erfolgt. Hierbei wird mit Hilfe des Operationsmikroskops ein kleiner Schnitt in das Trommelfell gemacht, der Erguss abgesaugt und ein kleines Paukenröhrchen eingelegt. Während desselben Eingriffes wird die vergrößerte Rachenmandel (Polypen) entfernt.

Die kleinen Patienten werden danach etwa zwei Stunden überwacht und können dann wieder nach Hause. Die Kinder erholen sich von dem Eingriff überraschend gut, so dass ihnen meist bei der Kontrolluntersuchung am nächsten Tag in unserer Praxis die Operation vom Vortag nicht mehr anzumerken ist. Sehr häufig kann schon mit dieser Operation ein deutlicher Schub in der Sprachentwicklung erreicht werden.

Eine gegebenenfalls erforderliche Weiterbehandlung sollte ebenfalls frühzeitig einsetzen. Sie richtet sich nach der jeweiligen Sprachentwicklungsstufe und umfasst verschiedene Fördermaßnahmen einschließlich einer logopädischen Therapie. Häufig kann auch schon durch den baldigen Besuch eines Regelkindergartens eine schnelle Normalisierung des Spracherwerbs erreicht werden.

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